Sencha Hoshino No1

Sencha Hoshino No 1 (Hoshino, Fukuoka)
Menge: 100g

allgemeines

Abseits der Hauptpfade, an steilen Engpässen, hinauf auf luftige Höhen führte euch mein Teeweg in den letzten Wochen immer wieder in die Region Yame, besser gesagt nach Hoshino. Hier zu Hause ist auch der Teefarmer Tamotsu Yamaguchi, der sich schon seit Jahren dem Bioanbau widmet und somit auch dieser feine Sencha das Gütesiegel „JAS“ erzielt hat. „Hoshino“. Wenn man sich dem Teeweg verschrieben hat, werden bei diesem Wort wohl sofort so einige Assoziationen fallen: „Sencha“, „süß“, „mild“,…„Weihnachten“.Camera2-2013-08-01-13-39-04Weihnachten? Ich denke dies ist wohl einer der letzten Begriffe, die einem besonders zu diesem südlichen, klimatisch warmen Gebiet Japans einfallen würden. So mysteriös jener Auftakt auch seinen Anfang nimmt, so konträr ist aber sein Auftreten schon mit dem öffnen der Packung. Denn hierbei bleibt nichts mehr im Schatten verhangen oder gar in einem undurchsichtigen Dasein verkannt. Doch wie genau dies zu verstehen ist und ob sich das diffuse Bild wahrlich lüftet, das lest ihr wie immer in den folgenden Absätzen.

trockenes

Schon mit dem öffnen der Packung überkommt einem ein Flair von einem sehr späten Herbsttag. Doch erst kurz in diesem Szenario angekommen, verschlägt es unsere Sinn, wie durch den Einsatz einer Zeitmaschine, ein paar Wochen in die Zukunft, in Mitten eines von Düften und Nuancen belebten Weihnachtsmarktes. Noch immer im Geiste mit Bildern von rotbraun Tönen verträumt, realisiert ein anderes Sinnesorgan wahrlich intensive, deftige Noten von einer so tiefen und satten Süße, dass man einfach wie gefesselt weiter einatmet, wieder einatmet und fast vergisst auch einmal auszuatmen. Umringt von langen dunkelgrünen Nadeln, einen Fuß vor den anderen setzend, zieht einem dieser magische Duft immer Näher zu sich heran. Dabei knistert es unter unseren Schuhen, da sich unter dieCamera2-2013-08-01-12-51-14herabfallenden Nadeln auch sehr viel feinstes Blattwerk mit ebenso viel pulverisiertem Feinstaub mischt, der aber bei keinem Schritt auf unseren Sohlen haften bleibt. Immer noch, wie unter Hypnose mehr einatmend, als ausatmend, durchzuckt es wie ein Geistesblitz die eigenen Geruchsknospen und wie in einem harmonischen Taktgefolge hallt es immer wieder ein Wort in den von satten Düften verhangenen Raum „Schokolade“. Als wäre man von Weihnachtsständen umringt, ohne die Möglichkeit auszuweichen, dominiert mit Bravour dieses intensive Flair tiefer dunkler schokoladiger Nuancen mit einer satten Schicht aus Nusscreme, das winterliche Geschehen.

feuchtes

Von einem herbstlichen Anfang, katapultiert in ein frühabendliches Weihnachtsmarkt-Szenario, dampft es nun aus allen Ecken und Enden. Diese Wogen an unglaublich satten und dichten Düften, präsentieren sich in einem solch vollen Bouquet, das seines Gleichen sucht. Dabei nimmt einem diese Dichte, wie eine vollbepackte Menschenmasse im winterlichen Weihnachtsmarkttreiben, voll und ganz ein und schmiegt und drängt sich immer stärker und mit einer Schwere an die eigenen Knospen heran. Dies geschieht sowohl deftig, als auch unheimlich süß in seinen Ausmaßen. Dabei reicht man uns fast bei jeder Möglichkeit feine dampfende Esskastanien. Diese gerade erstCamera2-2013-08-01-14-16-57wahrgenommen, zieht schon der nächste Geruchsfaden einer leicht nussigen Note durch die eigenen Sinnesorgane und schnappt dabei im vorbeigehen noch schnell eine feine Note von heißen im Dampf schwelgenden Süßkartoffeln auf. In diesem gesamten Prozess bleibt jeglicher Grüne-Charakter außen vor, da dieser schlichtweg seinen Weg nicht in dieses winterliche Szenario gefunden hat. Vielmehr serviert man eine Vielzahl an süßen Leckerbissen wie jene von Waffeln mit Haselnusscreme-Füllung. Süß bleibt es auch eher in diesem Segment weiter, dabei kreuzt nur peripher ein fruchtiges Bouquet unseren winterlichen Weg. Dies geschieht auf eine recht sonderbare Art und Weise, welche sich am Besten damit erklären lässt, als würde man Erdbeeren pflücken, wonach die eigenen Hände stark mit dieser Essenz getränkt sind und diese würden dann anschließend in Wassermelonensaft gebadet. 

Erster

Empfohlen laut Verpackung:  70° / 5g auf 450ml / auf 45 Sekunden
ZeroZen Variante:                  70° / 6g auf 450ml / auf 45 Sekunden

Durch all diese Duftnoten angereichert, zieht vor dem eigenen Auge das winterliche Weihnachtsmarkttreiben weiter seine Bahnen. Doch hier reicht man uns erstmals keinen Glühwein, sondern eine dampfende fast schon neongelb leuchtende Tasse, dessen Inhalt nur darauf wartend mit dem ersten Schluck unsere Sinne in Wallung zu bringen und die Lippen verführerisch mit dessen süßen Hauch zu benetzen. Dabei zieht eine leichte Adstringenz an diesem Geschehen vorbei und lässt einige Kumpanen am Platze zurück. So mischt sichCamera2-2013-08-01-13-10-24ein angenehmer nussiger Nachklang unter die breite Masse, der sich nach einer Weile in einen weintraubenkernigen Ton wandelt. Mit jedem Schritt knistert der frisch gefallene Schnee unter den eigenen Füßen, leichte dampfende Schwaden steigen aus den unzähligen Ständen auf, die nur darauf warten inspiziert zu werden. Dabei dampft feinste warme Nusscreme, die sich zwischen zweiCamera2-2013-08-01-13-11-53Waffelscheiben schmiegt daher, während von der anderen Seite die saftigsten und süßesten Esskastanien angeboten werden. Doch die wahrhaftige Dominanz in diesem Geschehen wird wahrlich einem so stark präsenten Kakao-Charakter zu Teil, wie ich es selten erlebt habe, als würde man Kakao nur ohne wirklich echtem Kakao und ohne Milch genießen. Faszinierend. Dabei vermengt sich dieses Flair mit einem dezenten Nuss-Nougat-Feeling. 

Zweiter

Empfohlen laut Verpackung:  70° / 5g auf 450ml / auf 10 Sekunden
ZeroZen Variante:                  75° / 6g auf 450ml / auf 30 Sekunden

Etwas dünkler und nun schon giftgelb in seinem Erscheinungsbild tritt unser Weg durch verschneites Marktgetümmel seine zweite und finale Runde an. Hierbei wird, wie schon im ersten Akt, kein einziger Schritt von einem grünen oder gar bitteren Geschmackston verfolgt. Diese halten sich gänzlich heraus aus diesem winterlichen Treiben. Vielmehr dreht jeder dieser Stände, vollbepackt mit den sinnlichsten geschmacklichen Verführungen, nochmals richtig auf und präsentiert jede einzelne der davor gezeigten Facetten in doppelt so intensiver Ausführung.Camera2-2013-08-01-13-49-26Dabei wird jeder getane Schluck so reichlich mit einem solch unglaublich gehaltvollen und reichen Aroma und Geschmack belohnt, dass es eine wahre Freude für den Gaumen darstellt. Sehr deftige starke Nuancen von Esskastanien betten sich auf einer saftigen Schicht aus Nuss-Nougat-Creme, darauffolgend mit viel Gewicht, platziert sich gekonnt in mehreren Rippen feinste dunkle Schokolade. Doch erstmals wird klar, warum dieses Treiben so vehement stark mit Weihnachten seine Assoziation findet. Denn der eigentliche Drahtzieher,Camera2-2013-08-01-13-53-21sozusagen der „Mastermind“ hinter all dem Geschehen, ist dominierend der Lebkuchen. Auch hier findet sich der Nachklang in einem Bild aus anfänglicher nussiger Nuancen mit einem Hauch aus Weintraubenkernen im lang anhaltenden Abschluss wieder. Hiermit legt sich auch langsam, aber doch der mit Schnee verhangene Abend über dieses Szenario und schließt mit dem letzten Schluck von heißem Kakao und einem Bissen saftigen Lebkuchens dieses winterliche Kapitel ab.

Fazit

Dieser Sencha hat schon zum zweiten Male, seinen Weg in meine Tassen gefunden und dies mit Recht. Besonders sein wahrlich schmackhafter winterlicher Schokoladen-Lebkuchen-Flair, machen ihn zu einem ganz besonderen Erlebnis. Ich kann gut und getrost sagen, dass dieser Hoshino zu meinen Favoriten zählt und mit Sicherheit noch des öfteren ein winterliches Feeling in meine vier Wände zaubern wird. Darum fällt es mir auch wahrlich nicht schwer, mit diesem edlen Tropfen meine dritte „GOLDEN-REVIEW“ auszusprechen, denn dieser Sencha hat diese ehrenvolle Wertung in jedem Punkt verdient. Auch preislich wiegt sich dieses grüne geschmackliche Wunderwerk mit knapp 24€ im akzeptablen Rahmen. Somit kann ich in nur eine volle Kaufempfehlung aussprechen und wünsche jedem der diese feinen süßen Tassen genießen wird, frohe Weihnachten, auch wenn es noch ein Weilchen hin ist.

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