Sencha Shizuku No1

Sencha Shizuku No 1 (Hoshino, Fukuoka)
Menge: 100g
First Flush: (Frühjahrspflückung)
Gekauft: Cha no Ma

allgemeines

Diese Woche scheint wahrlich eine verfrühte Einstimmung auf Weihnachten angebrochen zu sein, denn zuerst schickte uns der „Sencha Hoshino No 1“ direkt auf einen Weihnachtsmarkt der Düfte und nun steuert der Shizuku No 1, die selbe Richtung an. In den letzten Wochen häuften sich die grünen Wunder aus dieser Region immer mehr und mehr und dominierten langsam die RanglisteCamera2-2013-08-14-16-30-46der aktuellen Berichte und dies nicht ohne Grund. Hoshino avanciert sich immer mehr zu meinem Favoriten, da sie so unglaublich vielfältige Sorten fabrizieren, dass man kaum glauben kann, dass sie aus der selben Gegend entsprungen sind. Ich kann nicht sagen, ob Hoshino einen Faible für Weihnachten hat, aber warum man diese Annahme in Erwägung ziehen könnte, das lest ihr wie immer in den folgenden Absätzen.

trockenes

Gewisse Wege sind lange, oft zu lange und oftmals genießt man sie, dank dieser ausgesprochenen Länge nicht besonders, doch während dieser Reise, kann kaum ein Schritt, ein Schluck, ein Blick oder ein tiefer Atemzug nicht oft genug getan werden. Hier scheint die Zeit fast zu schnell voran zu schreiten, während tiefe immergrüne dunkle Nadelwälder, mit ihren massiv, prächtigen Nadeln an einem vorüberziehen und man sich dabei immer weiter auf eine unbekannte Reise begibt. Dabei knistert feinstes kleines Blattgut unter den winterlichen Stiefeln, duftet dabei unheimlich verführerisch nach Süßem, tiefen süßen Fruchtgummis.Camera2-2013-08-06-13-00-13Doch diese unwirkliche Landschaft strotzt jeglicher Regeln und legt keinen Wert auf vorgegebenen Konventionen. Denn während man in einem Moment noch tief in einem mit Schnee verhangenen Wald seine Sinnesorgane einer überwältigenden Woge aussetzt, dreht sich wie durch Zauberhand, dass gesamte Szenario um die eigene Achse und plötzlich steht man in Mitten eines blühenden, vor Obststräuchern und Bäumen duftenden Garten Eden, wo Richtlinien außer Kraft gesetzt wurden. Hier entspringt aus dem nichts ein Wasserfall, dessen rötliches Nass mit Melonen und Erbeerensaft angereichert ist. Wie kleine Wegmarkierungen liegen unzählige fruchtige Leckereien uns zu Füßen und lassen langsam aber sicher erahnen, dass man dem Schlaraffenland inne wohnt. Diese dichte unheimliche Süße liegt wie ein Nebel aus Aromen über der gesamten Landschaft und drückt allem seinen signifikanten Stempel auf. Dabei ist kein Gras wirklich Grün, kein trockenes Blatt irgendwie strohhaltig. Vielmehr vergisst man einer Landschaft im eigentlichen Sinne Gast zu sein, sondern hat mehr und mehr das Gefühl in einem Süßwarenladen eine ganz private Sonderstellung einzunehmen. Dabei lässt sich ganz zart und elegant eine feine Schokoladen Nuance ausfindig machen.

feuchtes

Das diese Welten nicht stabil sind, zeigt sich auch im dampfenden Blatt gekonnt wieder, da man sich mit einem imaginären Fingerschnippen, zurück unter fallenden Schnee wiederfindet. Doch in der Kälte stehen wir schon lange nicht mehr, vielmehr hat man uns direkt in eine warme, vor Düften nur so strotzende Hütte katapultiert, in der ein wohlig warmes Lagerfeuer nur darauf wartet, das wir uns gemächlich davor setzen und warten, was man uns nun kredenzt.Camera2-2013-08-06-14-00-16Gesagt, getan, eröffnen sich mit einem Schlag ganz neue Nuancen, dessen dichtes, dick satt tiefes Aroma nur so vor Weihnachten strotzt. Hier fühlt man sich wieder wie ein Kind, das mit seinen Eltern über einen verschneiten Weihnachtsmarkt schlendert und dabei die herrlichsten Düfte in sich aufnimmt, die man sich in solch einem Szenario nur vorstellen kann. Dabei dominiert in diesem dampfenden Blatt ganz gezielt die ebenso dampfenden Esskastanien, gleich direkt neben den in Scheiben geschnittenen Ofenkartoffeln. Auch hier lässt sich ein Flair von Fruchtgummis nicht abstreiten.

Erster

Empfohlen laut Verpackung:  70° / 5g auf 800ml / auf 45 Sekunden
ZeroZen Variante:                  70° / 6g auf 450ml / auf 45 Sekunden

Kaum mehr größer, als eine Ameise sitzen wir nun direkt in einer dampfenden, saftigen Esskastanie, so intensiv und deftig kommt der erste Aufguss daher. Kaum in der Lage dieses Feuerwerk an sattem Geschmack in sich aufzunehmen, gräbt sich unser Geschmacksinn weiter durch diesen saftigen Brocken, dabei wird jedes Vorankommen immer gehaltvoller, süßer in seinem Bouquet. Durch ein feines Loch in dieser delikaten Esskastanie, landet unser Gaumen direkt aufCamera2-2013-08-06-13-19-57einem Beet aus Erdbeeren, fein geschnitten in einer Schale mit dezenten Stücken von Bananen versehen. Langsam aber sicher, über den Tellerrand sehend, erspäht man was einst die Nase so betörte. Ein Fest des Winters umringt von einem Meer aus dampfenden Kartoffelscheiben. Auf dem schmalen Weg dorthin weist uns immer wieder ein Pfad aus gestreuten Walnüssen undCamera2-2013-08-06-13-22-52Weintraubenkernen den gehaltvoll delikaten Weg. Mit diesem cremigen, strahlend gelben Auftakt, endet diese erste Runde, und legt sich wie Seide auf die eigene Zunge, anhaltend im Geschmack um dem Gaumen den nötigen Anreiz zu geben, dass man kaum mehr vermag die kommende Runde abzuwarten.

Zweiter

Empfohlen laut Verpackung:  70° / 5g auf 800ml / auf 10 Sekunden
ZeroZen Variante:                  70° / 6g auf 450ml / auf 15 Sekunden

Vorher in einer dicht umkämpften Dominanz verankert, weist nun das geschmackliche Feld gezielter und differenzierter die jeweiligen Nuancen auf. Dabei lassen sich diese, wie in einer Weihnachtssondervorstellung zum Applaus besonders viel Zeit, um sich gekonnt der Reihe nach zu präsentieren. Dabei erkennt man erstmals ein paar Statisten, die im Hauptakt wahrlich untergegangen sind, aber dank der nun bestehenden Ordnung endlich in Erscheinung treten.Camera2-2013-08-06-13-34-50Ganz besonders zu erwähnen ist hierbei die glanzvolle Leistung der kandierten Früchte und den delikat getrockneten Pflaumen. Doch weder diese, noch die Hauptakteure wären ohne die Hilfe von einem Hauch Haselnusscreme und dem saftigen Anreiz von Kakao ausgekommen. Doch bevor die Hauptrollen ihren Beifall ernten sei noch das fleißige Team hinter den festlichen Kulissen erwähnt.Camera2-2013-08-06-13-39-05Hier verbeugen sich mit einer Premiere feinste Ansätze von Kirschblüten gespickt mit kleinen Kirschstücken. Im zweiten Rang verneigen sich nun zum erneuten Male eine dezente Nuance von Banane, japanische Fruchtgummis mit Beerengeschmack beehren uns mit einem eloquenten Knicks, während nussige Facetten mit einem gezielt garnierten Bouquet aus Weintraubenkernen dem oberen Rang die Bühne ebnen. Das Duo in den Hauptrollen der Ofenkartoffel und der deftigen Esskastanie schließen mit ihrer letzten Verbeugung den Abend in einem glanzvollen perfekt abgerundeten Abschlussakt ab. Somit gehen auch hier zur späten Stunde, nach gut und gar fünf Akten die Lichter aus und der Vorhang schließt sich, um die verdiente Nachtruhe einzuleiten.

Fazit

Auch dieser Sencha bewegt sich schlussendlich fast in Gefilden einer Golden Review, aber nur fast. Auch wenn es kaum etwas an diesem schmackhaften Tropfen zu bemängeln gibt, kann am Ende nicht jeder in der Königsklasse seinen Sitz finden, auch wenn dieser feine grüne Freund, sehr nahe dran war. Mit 24€ bewegt sich der Shizuku eher im mittleren Preissegment, kann aber mit jedem Euro überzeugen und hinterlässt am Ende keine enttäuschte Geldbörse. Besonders sein delikates Aroma veranlasst, dass darauf folgende Verkostungsgelage etwas hinauszuzögern. Irgendwie, auch wenn es gerade erst August ist und die Sonne noch satt und heiß am Himmel steht, lässt einem dieser feine Sencha schon so richtig in Vorfreude auf Weihnachten schwelgen. Wem die Zeit der bunten Lichter und vielen geschmackvollen Duftnoten ebenfalls nicht schnell genug kommen kann, der ist mit diesem Sencha und auch dem Vorgänger dem Hoshino No1, genau am richtigen Festtagsweg.

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