Huangshan Maofeng (erste Pflückung)

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Ein kleines Déja-vu hängt dampfend heiß und frisch in der Luft, mit Aromen bestückt, die zwar komplett anderer Natur scheinen, aber dennoch etwas gemein haben, mit dem was einst war. Denn auch an diesem Samstag wird es erneut chinesisch und genauso erhascht das geschulte Auge einen Blick auf ein Blattwerk, welches vor Frische nur so strotzt und wahrlich eine Augenweide darstellt. Nun haben schon jene kleinen Ansätze etwas mit dem kürzlich verkosteten „Taiping Houkui“ gemeinsam, aber wie schon in jenem Bericht geschrieben, baut die Familie Jiang, neben diesem, auch einen Maofeng an und genau um jene Familie und um jenen Tee dreht sich die heutige ZeroZen Teestunde.

Als Kwok Ying von Beuningen mit ihrem Mann, in China vor Ort war, lag ein wolkenbedeckter trüb feuchter Tag über ihnen und da jener Garten schwer zugänglich war, wie es leider meist der Fall ist, mussten sie sich einen anderen Weg suchen. Auf diesem konnten sie aus einem anderen Winkel ein Bild von jenem Garten machen und trafen sogar einen Tee-Pflücker, der für dieses Wetter unüblich, seine Ration Maofeng gepflückt hatte. Und die Bezeichnung0312014144633„Seine Ration“ trifft es perfekt. Denn der einzige Grund warum es ihn, an einem solch regnerischen Tag zum Tee-pflücken bewegt hat, war der Zeitpunkt, denn dieser war genau richtig. Hätte er länger gewartet, wären die Blätter zu groß geworden und die Qualität wäre dahin, darum dachte er sich, dass er wenigstens soviel rettet, damit er selbst noch etwas davon hat.

In dem Bericht über den Houkui der Familie Jiang, kam eine Geschichte zu Tage, die auf eine sagenhafte Art und Weise, den Hintergrund hinter jenem Tee erzählte. Und genau bei diesem Ausflug sahen Kwok Ying und ihr Mann tatsächlich einen Affenkönig, dem der Houkui seine Existenz verdanken soll. Und auch in diesem Fall hängt eine sagenumwobene Legende in der Luft, die der Grund sein könnte, warum der Maofeng heute so viele Leute mit seiner Präsenz erfreut.

MaoLegende

Vor langer Zeit, es war in der Ming Dynastie, da verliebte sich ein junger Gelehrter in ein wunderschönes Mädchen. Eines Tages, kam ein gut betuchter Gutsbesitzer, an jenem Feld vorbei, an dem das junge Mädchen arbeitete. Als er sie sah, wollte er sie ganz für sich alleine und dafür suchte er ihre Eltern auf. Durch sein Geld und seinen Einfluss, zwang er die Eltern, ihn mit ihrer Tochter zu vermählen. In der Nacht der Hochzeit, schlich sich das Mädchen aus dem Haus, und flüchtete, um zu dem jungen Gelehrten zu gehen, doch dabei musste sie feststellen, dass dieser von den Schergen des Gutsbesitzers ermordet wurde. Sie rannte zu seinem Grab und weinte unaufhörlich, bis sie vor lauter Kummer zum Regen wurde und der Leichnam des Gelehrter, wurde dank ihrer Tränen zu einem Teebaum. Darum sagt man, dass dies der Grund sei, warum der Boden auf dem der Maofeng wächst, immer sehr feucht und fruchtbar ist. Da die Bäume immer sehr üppig und saftig, dass ganze Jahr hindurch ihre Blätter tragen.

Vom Affenkönig zum geliebten Gelehrten, anscheinend ist die Liebe und eine Art Verbundenheit und Dankbarkeit, oftmals die Hintergrundgeschichte, welcher wir den ein oder anderen Tee zu verdanken haben. Doch der Gedanke, dass aus einem Ende, ein neuer Anfang entsteht, beflügelte schon in vielen Kulturen zu großen und kleinen Geschichten.

So passt es ganz gut, zu den sachlichen geschichtlichen Fakten, dass der Maofeng erstmals in der Ming Dynastie Erwähnung fand. Dieser wurde und wird seit jeher in der Provinz Anhui, nahe dem Huangshan-Gebirge angebaut. Man sagt, hat man erst einmal diesen Berg besucht, gäbe es keinen Grund je wieder einen anderen Berg zu besichtigen. Übersetzt bedeutet „Maofeng“ soviel wie „feines Haar“ oder „Haarspitzen“, diesen Namen hat er seiner optischen Natur zu verdanken, die an den Blättern mit feinen Härchen ausgestattet sind. Um diese zu erhalten, werden sie in einer heißen Pfanne, nach alter Tradition, vorsichtig gerollt und geröstet.

Wie mit dem Longjing, ist es auch hier schwierig, wenn es um Qualität geht und nicht nur das, denn es werden oftmals Maofengs angeboten, die am Ende keine sind. Dies ist aber relativ leicht zu erkennen, denn echter, guter Maofeng, hat einen sehr lang anhaltenden Geschmack und Aroma und ergibt sich dabei in einem leichten floralem Touch. Ist dies nicht der Fall, dann ist es kein echter Maofeng oder einfach nur eine sehr mindere Qualität. Dieser grüne Freund stammt in jenem Fall, sogar aus der ersten Pflück-Periode und erfreut sich, laut der Info, dadurch, besonderer Frische. Ob diesem Hinweis, wahrlich ein wahrer Grund anzugedeihen ist oder ob aus diesem Blatt am Ende eine Geistergeschichte wird, dies und noch vieles mehr, lest ihr wie immer hier und jetzt, auf ZeroZen.

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Öffnet man die Packung, erkennt man sogleich, wie einen feiner Film der sich an den Seiten abzeichnet, jene zarten Härchen, dieser prachtvoll gerollten Blätter. Doch auch an jenen selbst, lassen sich diese, für den der Maofeng so bekannt ist, sehr gut erkennen. Die emerald-grünen Blätter sehen fast so aus, als wären sie von einem Weihnachtsbaum abgefallen, nur wirkt dabei ihre saftige Struktur und auch ihr Duft vielmehr, als wären es keine trockenen Nadeln, sondern frische Sprösslinge, die geradewegs gepflückt wurden. Neben alledem, erkennt man einige Blüten, die zwischen diesem ganzen saftigem Werk ihren Platz gefunden haben. Zwar war ich selbst noch nie ihn China, geschweigenden in den entlegensten und unbelasteten Naturgebieten, die dieses Land zu bieten 031201414539hat, aber genauso wie jenes Blatt seine Entfaltung präsentiert, stelle ich mir auf meine ganz eigene romantische Sichtweise, jenen Duft, der in jener Region in der Luft liegt vor. Dieses Bouquet entfaltet sich auf eine sehr blumige Art mit einem leichten Anflug von Gras, das ein wenig an Orchideen bzw. Magnolien erinnert. Dabei zieht dieses frische, fruchtig saftige Gefüge, noch eine ganze Menge an Nuancen mehr mit sich, die zum einen an ungemein delikaten Honig erinnern und zum anderen den Flair von Mangos und Weintrauben inne haben. Doch dieser Charakter kommt etwas fleischarmer um die Ecke und rollt vielmehr im Sein seiner Kerne mit wenig Fruchtfleisch, auf die eigenen Geschmacksknospen zu.

Erlangt das gesamte Werk einen Hauch von Dampf, verstärkt sich nur noch mehr dieser Honig-Flair und mischt sich dabei bzw, schmiert sich dabei gekonnt auf ein sehr saftiges Brot mit Butter. Doch nicht nur die Süße entfaltet sich, sondern auch ein Fruchtcocktail aus Aprikosen und einem Hauch süßer Mandarinen, dessen Hintergrund einen leichten Nuss-Klang zu verzeichnen hat.

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Aromatisch erinnert es etwas an ein Kräuterbad und dieser erste Gedanke, verhalf mir dabei letztendlich, bei einer heißen Dusche, auf des Rätsels Lösung und in diesem Fall auf die Komponente, nach der ich am Ende der ersten Verkostung die ganze Zeit gesucht hatte „Rosmarin“. Da das Blatt schon eine gewisse Ähnlichkeit aufwies, verzeichnet nun der Geschmack genau jene Aspekte, auf eine solch gesund inspirierende und frisch blumige Art und Weise, die einem das Warten auf den eigentlichen Genuss, fast unerträglich werden lässt. Diese fein würzige Brise, enthält neben diesem Flair noch einen leichten Touch von asiatischem Pfeffer, der in diesem Luftzug der Aromen, einem um die Nase weht. Legt sich dieser erste heiß dampfende Auftakt erstmals, erkennt0312014152129man nun woraus dieses Aroma wirklich gestrickt ist. Denn neben dem blumigen Duft aus Magnolien und Orchidee, steigt einem weiters die Charakteristika von frischem Gras und waldigem, grün saftigen Untergrunds die Geruchssinne empor. Diese Nadelbäume, schwingen vor allem im Dunste von Rosmarin in fast hypnotisierender Weise vor sich hin. Doch regt sich in diesen Wäldern, weit mehr, denn so finden sich auch hier gekonnt und delikat platziert mehrere Bienennester wieder, deren Stock nur so vor Honig überquillt. Bei dieser Fülle an Nuancen, muss man wahrlich acht-geben, nicht genüsslich in jene Nadeln zu beißen.

1stZubereitung: 85° / 10g auf 500ml / auf 4 Minuten

Oh Rosmarin, du legst dich genüsslich hin“ und dies geschieht auch mit jenem Blattwerk, denn schnell und gekonnt, sinken jene Blätter kurz nach dem Aufguss auf den Grund des Bodens ab und warten entspannt darauf, verkostet zu werden und dies ist auch gut so. Denn wie ich erst vor kurzer Zeit erfahren durfte, ist ein Indikator in Sachen „Qualität beim Tee“ genau jener Effekt des „schnell Absinkens“, sollte das Blatt, aber vielmehr oben schwimmend verharren, ist es dem Alterungsverfall zum Opfer gefallen. Doch hier ist von alledem nichts zu bemerken, im Gegenteil, hier erblickt, riecht und schmeckt man eine Woge an saftigen Anleihen und diese wollen nun entdeckt werden.

Die Farbentfaltung ist sehr elegant und klar, was sie auch in den weiteren Aufgüssen beibehalten wird. Diese erweist sich in einem zarten brillanten Gelbton, als hätte man den hellsten Honig in heißem Wasser aufgelöst. Trotz vieler genüsslicher Aspekte, glänzt dieser Tropfen durch eine subtile Leichtigkeit, doch vollführt einen solch bezaubernden Tanz, in dieser kurzen Zeit, auf dem eigenen Gaumen, dass es einfach eine Freude ist, dabei zu sein. Diese Frische 03120141513strotzt nur vor Eleganz in Höchstform, dass es kaum einer Tragödie zur Last fällt, dass dieser grüne Freund kein Ausdauersportler ist. Dieser gezielte Grundton aus Magnolien und Orchideen auf Honig-Basis gebetet, ist ein Meisterwerk in einer solch versierten Ausführung, der noch lange nach dem Applaus zu vernehmen ist. In diesem Bad aus Honig betten sich sowohl gekonnt davor, als auch im Hintergrund Mangos und Aprikosen.

Dieser Maofeng verzeiht, wie viele andere chinesischen Sorten sehr viel, daher kann man bei der Zubereitung kaum etwas falsch machen. Denn hier wird es in keinem Moment auch nur irgendwie Bitter oder Herb, ganz gleich wie lange dieser Tee abkühlt. Im Gegenteil, denn weicht aus ihm erst einmal die Hitze, scheint der süße Flair umso mehr zur Geltung zu kommen und präsentiert sich dabei in seiner ganzen Manier. Wie in einem Puzzle ergeben sich in jedem voranschreitenden Moment neue Nuancen die sich zu einem Gesamtbildnis, nach und nach zusammenfügen. So reiht sich jedes noch so kleine und große Aroma in Reih und Glied ein und vervollständigt so dieses Werk in weit verstärkten Akzenten, als es noch im heißen Sein der Dinge der Fall war. Neu lässt sich hierbei ein Akzent begrüßen, der sehr an Holz erinnert, aber kein altes trockenes Holz, sondern vielmehr, als wäre die frische Rinde eines jungen Baumes abgeschält worden, und der Harz, samt dem ganzen saftigen Inhalts jenes Baumes strömen in die eigenen Windungen der Geschmacksknospen empor.

2ndZubereitung: 95° / 10g auf 500ml / auf 6 Minuten

Bei diesem zweiten Auftakt ging ich sofort aufs Ganze, somit ergaben sich weitaus längere Ziehzeiten und gewählte Temperaturen, denn Zaghaftigkeit ist bei diesem Maofeng nicht von Nöten. Nach dem diesem grünen Freund ordentlich eingeheizt wurde, erstrahlt seine Farbgebung auch in einer eher goldigen Montur, aber nur sehr dezent. Zwar schwingt hier erstmals ein feiner Hauch einer Adstringens mit, die aber von allen Seiten mit Honig einmariniert wurde. Dennoch schafft es dieser kleine Kick den Gaumen und die Zunge genüsslich zum knistern zu bringen. Der frisch, grün grasige Tannen-/Rosmarin-Flair ist immer noch präsent, doch merkt man hier schon, wie dieser leicht 0312014151153abflaut. Im Grunde erkennt man in diesem Akt alle Nuancen, wie auch schon im ersten Auftakt zuvor, nur ca. um 40% weniger intensiv. Bestens situiert sind neben dem genannten Tannen/Rosmarin-Duo, weiters der Honig, saftige Mangos und der Hauch von Orchideen und Magnolien, aber diese schon etwas leichter in ihrer Entfaltung. Aus diesem Sammelsurium ergibt sich auch eine gekonnt leichte Mischung aus in Honig gebettete Blüten im Nachhall, aber dafür sehr lange am Gaumen präsent. Dies ist so gekonnt in Szene gesetzt, dass man förmlich die Blüten und deren feine Stängel schmecken könnte, als würden sie zwischen den Zähnen zermahlen werden.

WeitereZubereitung: 95° / 10g auf 500ml / auf 10 Minuten

Der Honig weicht immer weiter in den Hintergrund zurück, während sich der fein säuerliche Flair gepaart mit den blumigen Anleihen, seinen Platz erkämpft031201415164hat. Der Nachhall setzt hierbei wieder etwas mehr auf Honig und Rosmarin-Tanne und dabei verbleibt es auch in den darauffolgenden Aufgüssen.

Fazit2.0

Ein Dauerbrenner ist der Maofeng nicht gerade, aber dafür ein optisches und geschmackliches Gedicht. Zwar wird sein Charakter schon nach dem ersten Aufguss um einiges leichter, dennoch ist er unter dieser Montur sehr wohl mit Freuden zu genießen.

Im Grunde sind wir Teetrinker sehr verwöhnt, denn einen Wein oder ein besseres Beispiel, einen Kaffee trinkt man auch nicht zwei oder dreimal, sondern setzt diesen einmal an und damit ist die Sache gegessen bzw. der Kaffee in der Tasse. Dennoch würde man jenem Getränk keine Kritik deswegen einräumen. Hier ergeht es mir dennoch ähnlich, wie ich es schon beim „Taiping Houkui“ empfunden habe, denn ich bin wahrlich von beiden Sorten begeistert und vor allem dieser Maofeng, war der Erste von vielen, der wirklich, endlich, wahrlich gut war. Man schmeckt förmlich die Frische und der Geschmack ist einfach ein Traum, dennoch lässt hier etwas die Qualität in dem Belang nach, da im Grunde nur der erste Aufguss wirklich alles in sich trägt, was dieser Tee zu bieten hat. Für mich, ist er einfach ein Gedicht und darum erhält er auch im Geschmack 10 von 10 Punkten und wird mit Sicherheit in Zukunft öfters ein Dauergast in meinem Teeschrank sein. Generell empfehle ich diesem Tee mehr Blattwerk und höhere Ziehzeiten zu ermöglichen, um die gesamten Ausmaße seines Geschmacks aufnehmen zu können. Mit 28€ auf 100g ist man mit dabei und dies empfinde in Anbetracht dieser Frische, als vollkommen akzeptabel.  Somit bleibt mir nur noch zu sagen, möge ein guter Tee mit euch sein und bis zum nächsten Mal auf ZeroZen. 

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