Gangkou Cha – Meeres Tee

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Allgemeines2.0

Mit der heutigen ZeroZen-Teestunde, geht es erneut zurück nach Taiwan. Der Gangkou ist ein einzigartiger Oolong dessen Teesträucher, als einzige in Taiwan, auf Grund des Klimas von Teesamen aufgezogen wurden. Die Geschichte dieses Teegartens geht weit auf das 19. Jahrhundert zurück, doch eigentlich stammt sein Ursprung vom großen Festland-Bruder. Damals hatte ein Mann aus Fujian, sein Name war Zhu Zhen Zhun, jene Teesamen aus dem Wuyi Gebirge mitgebracht und versuchte sie nun auf neuem Terrain aufzuziehen. Doch lag es ihm nicht daran, mit jenem Tee Handel zu betreiben, sondern erntete diesen nur für den Eigenbedarf bzw. als Geschenk für seine Gäste.
1720141812271875 erreichte ein Gouverneur aus Fujian die taiwanische Insel und suchte bei seinem Aufenthalt nach einem Tee, der ihn an seine Heimat erinnert. Der Tee von Zhu Zhen Zhun muss ihm dabei solch eine Freude bereitet haben, dass er ihm eine Erweiterung seines Grundstücks finanzierte, um jenen Teegarten auszudehnen. Um dieses Gebiet zu kennzeichnen, errichtete er eine Mauer aus Bambus rund um jenes Grundstück. Seit jeher feilt nun schon die 5. Generation jener Familie und Naturliebhabern daran, diesen Tee immer weiter zu verfeinern und auch an der Züchtung die goldenen Hand anzulegen. Dies ist ein sehr kleiner Betrieb, dessen Inhaberin alle liebevoll Tante Yu nennen, sie stammt noch aus der zweiten Generation. Dabei ist es ihnen dennoch wichtig, die Sträucher mehr oder weniger wild wachsen zu lassen und verwenden daher auch keine chemischen Dünger/Pestizide. Dieser Garten liegt wahrlich nahe dem Meer und befindet sich nur auf einer Höhe von 100 bis ca. 300 Metern.
17201418150Doch neben all dem Eifer und der Liebe zu diesem Tee, ist Tante Yu auch wichtig, dass die nächste Generation von der Natur lernt, sie wertschätzt und respektiert. Daher arbeitet sich mit der Schule zusammen, wo sie Kindern nicht nur die Geschichte und die Herstellungsart jenes Tees erklärt und zeigt, sondern auch wichtiges Wissen über das Ökosystem dieser Gegend. Doch, als ob dies alles nicht schon genug des Eifers wäre, kocht Tante Yu unheimlich gerne und versucht dabei ihre berühmten Brötchen so zu kreieren, das sie eine harmonische, geschmackliche Bindung mit dem Gangkou Cha eingehen. Nun ist dies alles sachlich schön und gut, doch nun stellt sich die Frage, was 5. Generationen bewirkt haben und ob man dies schmeckt oder alles der salzigen Brandung zum Opfer fällt, das erfahrt ihr nur hier und jetzt, auf ZeroZen.

Trockenes-Blatt-2.0

Diese Knospen tragen einen Spitznamen in sich, der Übersetzt soviel wie „die Narbe aus Meersalz“ bedeutet, dieser spielt direkt auf die optischen Aspekte jener duftenden Teekugeln an und blickt man genauer hin, versteht man auch warum. Denn neben diesem Mix aus Blauggrün, Olivgrün und einigen hellen gelbgrünlichen Akzenten, hat es fast den Anschein als läge ein grauer Schimmer über diesen eleganten Knospen. Dafür soll die frische salzige Meeresbrise verantwortlich sein, die so zu mancher Stund gegen die Teesträucher peitscht.

Doch neben all diesem Wissen und der Optik in diesen ersten Reizen, ist es das Bouquet, welches einen in Windeseile über jeglichen Ozean hinwegschweben lässt. Ein Ansturm aus süßen Nuancen, zelebriert hierbei einen solch gekonnten, rein aromatischen Auftakt, der seines Gleichen sucht. Hier erinnern jene Akzente ungemein an ein verspätetes Weihnachts-Feeling, das nur so nach Keksen,172014181754Kuchen und Vanille schreit. Hier schmiegt sich auch saftig dampfend feinste Haselnusscreme zwischen zwei wolkig soften Waffeln. Nach unzähligen tiefen Zügen des Einatmens, entweicht nun auch ein Hauch in jene Packung, bestückt mit diesen Knospen. Durch diese unbeabsichtigte Wechselwirkung aus einströmender Luft und austretendem Aroma erhascht man ein gänzlich neues Bild dieser feinen Kugeln, das ungemein intensiv an Mandeln und Erdnüsse erinnert.

Erliegen nun die Knospen gänzlich einer vorgewärmten Kanne, dann eröffnet dieser Zustand erstmals eine ungemein geschmackvolle Woge einer Adstringens, deren Gefolgsmann ein ebenfalls intensiv saftig säuerliches Brot ist. Doch schon im nächsten Moment entwickelt sich dieses Bildnis in ein wahrlich Süßes, dessen Bouquet erneut an Backwaren, frischen Vanillekeksen, dampfenden Waffeln und süßem Milchbrot erinnert. All dies eben mit einem fein säuerlichen Touch versehen. Hierbei würde man am liebsten von etwas abbeißen, wenn dies denn möglich und vor allem sinnvoll wäre.

FeuchtesBlatt2.0

Zwar viel die Assoziation schon mehrfach, besonders bei japanischen Sorten, das „etwas einem das Wasser im Mund zusammentreibt“, doch in diesem Fall, jenes Gangkou’s, erreicht dieser Begriff komplett neue Ausmaße. Diese dampfende Präsenz lässt einem fast die Worte vergessen, die einem in jenem Moment wirr durch den Kopf umher zischen, da jene Geruchswelten einem fast aus allen Wolken heben. Hier erstreckt sich neben einem ungemein nussigen Flair und säuerlichem Brot, ein weitaus intensiveres Bild, als jene zwei Akzente je tragen172014183327könnten. Unglaublich gehaltvoll erstreckt sich ein Marathon aus Düften, dessen Essenzen nach Keksen und Vanille nur so überschäumen, während sich Staubzucker über warme dampfend kandierte Äpfel legt und eine leichte Brise von Zimt sich über saftige, mit Zuckerguss überzogene, Waffeln streut. Schwillt diese Hitze etwas ab, dehnt sich das Keks-Feeling in ungeahnte Ausmaße aus und man könnte fast glauben jenes Gebäck wäre in dieser Kanne tatsächlich in flüssig dampfender Form präsent.

1stZubereitung: 90° / 7g auf 200ml / auf 2 Minuten

Diese strahlend, transparent, kräftig goldgelben Tassen, kommen sehr cremig auf den eigenen Gaumen zu und eröffnen so ein Fest der Nuancen. Hier spiegelt sich im Grunde vieles wieder, was man schon sowohl im trockenen, als auch im feucht dampfenden Knospen-Geflecht erahnen konnte. Neben ungemein saftigen Waffen, legt sich eine Schicht Vanille gekonnt über diese und auch den darauf folgenden Kuchen. Das süße Milchbrot, lässt diesen Gangkou etwas in einem Licht eines natürlichen Milky Oolong schwelgen. Es ist wahrlich fast so, als gäbe es Weihnachten, in all seinen süßen Facetten zum trinken. Doch die Spannweite dieses grandiosen Tropfens geht über jene von Weihnachten hinaus und zieht172014182342sogar seine geschmacklichen Parallelen zu den optischen maritimen Anreizen der trockenen Knospen. Denn ein wenig spürt man fast schon die Wellen, wie sie in der Bucht gegen die Klippen schlagen und das Wasser sich zusammen mit dem Sand aufschäumt, während am Strand diverse Weihnachtsstände Kekse und Kuchen verkaufen. Hier entwickelt der Duft von Vanille und jenem Meer-Feeling, in einer solch grandiosen Symbiose seine Entfaltung in Perfektion. Dabei hält ein feiner unsichtbar säuerlicher Kleber diese enge geschmackliche Bindung gekonnt zusammen. Dieser säuerliche Kleber bildet zusammen mit dem dominanten Keks-Aroma, das Echo im Abgang.

Kühlt das gesamte Werk etwas ab, bleibt im Grunde alles wie gehabt, wenn auch etwas subtiler und nicht gar so überschwänglich, als es noch vermocht hatte im dampfenden Zustand zu sein. Doch selbst dieser Zustand kreiert in diesem lauwarmen Sein, ein traumhaftes Bildnis, das sich sehen lassen kann.

2ndZubereitung: 90° / 7g auf 200ml / auf 1 Minuten

Mit diesem zweiten Akt der ganz besonderen Sinne, erhascht man erstmals auch einen feinen schokoladigen Hauch in diesen dampfenden Tassen, deren farbliche Nuancierung kaum von jener aus dem ersten Akt abweicht. Doch wenn etwas vermag seine Änderung gekonnt anzukündigen, dann sind es die Kekse, denn diese erstrahlen noch massiver in ihren Aromen, als noch Schritte davor. Doch nicht nur die Schokolade schleicht sich hier gänzlich neu in dieses Geschehen, auch andere Nuancen haben diesen Schritt gewagt und geschafft. Denn hier wird172014182730es erstmals auch fein parfümartig, dessen Film sich grazil über ein blumiges Flair mit einem Hauch einer holzigen Struktur legt. Der süße Anteil beschränkt sich hier auch nicht mehr gänzlich auf jene von Keksen & Co, sondern bildet seine Präsenz in fruchtiger Form von Nashibirnen weiter. Nussige Nuancen, mit einem Tick dampfender Esskastanien sind ebenfalls spürbar. Was aber in keiner Sekunde zu vernehmen ist, wäre ein Herber Charakter, denn dieser existiert schlichtweg nicht in diesem köstlichen Gedicht. 

WeitereZubereitung: 95° / 7g auf 200ml / auf 3-4 Minuten

Ab dieser dritten Runde und aufwärts, erwischt man die Weihnachts-Keks-Nuancen und den maritimen Flair, in keiner Sekunde getrennt voneinander. Dennoch schwindet das Echo rapide, je höher die Aufgüsse ihre Anzahl erreichen. Diese Wendung ist wahrhaft eine Neue, da bisher eher der Aufguss an17201418319sich nachließ, während der Nachhall immer Omnipräsent schien. Auf diese weihnachtlich-würzig-brotige Weise, mit ein wenigen leichteren Keks-Anteilen, lässt sich dieser goldige Tropfen noch an die fünf weiteren Aufgüsse fortsetzen, bis er am Ende mit dem siebentem sein verdientes Ende findet.

Fazit2.0

Bei solchen Teesorten wird man sich immer wieder bewusst, warum man Tee so liebt. Denn dieser Tropfen ist wahrlich ein Gedicht in einem Gedicht, dass von einem Gedicht erzählt, welches ein Gedicht ist. Kurzum ein Traum. Traumhaft bleibt es auch für eine ganze Weile und somit hat man wahrlich viel von seinem verkosteten Trunk. Dies ist ohne Umschweife einer der besten Oolong die ich je genießen durfte und darum verwundert es auch kaum, dass man diesem Tropfen in allen seinen Ehren und voller Punktezahl, erliegt. Hier ist einfach alles stimmig, vom öffnen der Packung, dem ersten erhaschen der Aromen hin zu dem letzten Echo, das sich auf dem Gaumen breit gemacht hat. Ich kann diesen Oolong schlicht und ergreifend nur weiterempfehlen. Somit bleibt mir nur noch zu sagen, möge ein guter Tee mit euch sein und bis zum nächsten Mal auf ZeroZen.

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