Shanlinxi Oolong

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Allgemeines2.0

Die Nantou-Gegend, aus dem dieser fein blumige Tropfen entspringt, ist relativ neu im Anbau von Tee tätig. In Shanlixi (Zhushan), wurde zwar schon vor 50 Jahren Tee angebaut, aber erst seit 1981 gewann diese Region immer mehr an nationaler Bedeutung. Diese Art von Oolong wird in Taiwan auch, als „High Mountain Tea“ – Gao shan cha, übergreifend einkategoriert und gedeiht dabei in ca. 1600-1800m Höhe. Diese zarten Knospen wurden nur gering fermentiert und enthalten eine der höchsten Mengen an Polyphenole (sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe), welche das Krebsrisiko verringern sollen.
0102014195140Dieser Garten, aus dem jener Tee stammt, stellt wahrlich eine Herausforderung an Können und Einfallsreichtum dar. Denn hier erhält die Bezeichnung „Am Hang gelegen“ eine wahrlich direkte Bedeutung. Zwar gelten diese Gärten, als die schönsten Taiwans, da sie wahrlich umringt von Wasserfällen sind, aber wegen ihrer schwer zugänglichen Lage, ist es kaum möglich sie zu besuchen. In dieser Gegend sind Erdrutsche keine Seltenheit, wodurch die Arbeit nicht nur erschwert wird, sondern auch ein gewisses Gefahrenrisiko beinhaltet. Der Nebel legt sich hier ab der Mittagszeit so dicht an, dass man die eigene Hand vor Augen kaum mehr erspähen kann.

Shu Shun Jing sind schon seit 40 Jahren im Teeanbau tätig und seit 20 Jahren in diesen luftigen Höhen. In dieser Zeit haben sie sich mit jener schroffen Natur angefreundet und arrangiert. Und Entbehrungen werden bekanntlich belohnt, ob dies auch hier zutrifft und die Natur mit einem unvergleichlichen Nuancenspektrum belohnt oder ob am Ende auch auf unserem Gaumen ein imaginärer Erdrutsch stattfindet, das erfahrt ihr nur hier und jetzt, auf ZeroZen.

Trockenes-Blatt-2.0

Diese kleinen handgerollten Knospen, entwickeln ein ganz eigenes optisches Erscheinungsbild, welches sehr an getrocknete Heidelbeeren erinnert. Neben der Dominanz aus Blau, welches ein Spektrum von Kobaltblau, Violettblau, Stahlblau und hellen Verläufen von Brillantblau, Fernblau und Pastellblau, aufweisen, zeichnen sich noch weitere fein dezent platzierte Farbpaletten von Farngrün bis Gelbgrün ab. Nach dieser genauen Lektion in Farblehre, ist nach dem ersten Atemzug, an optische Empfindungen in keinem Belang mehr zu010201420226denken. Mit dieser Woge an sehr blumig und tief süßem Bouquet, erlischt jegliche Erinnerung an Farben und Formen. Dieses Fest der Nuancen ist wie ein Widerspruch in sich. Wo auf der einen Seite eine schwere, vollmundige Süße einem fast die Sinne zu rauben scheint, ist es auf der anderen Seite, das Gefühl einer leichten, kühlen, blumig duftenden Brise die einem betört. Dabei enthält dieses trockene Blatt auch einen sehr malzigen Charakter, welcher gekonnt seine Züge zu frischem Schwarzbrot und einer gekonnten Nuancierung von Harz/Kiefer zieht.

FeuchtesBlatt2.0

Der Adstringenz, als Grundlage dienend, bettet sich nun ein saftiges dampfendes Brot, als Basis in diesem feuchten Akt der Sinne. Diese Mischung aus feinster adstringierender Wogen und einer solch belebenden unheimlich intensiven0102014211743blumigen Süße, sind selten in einem solch eleganten Niveau zu erleben. Dies süße Bouquet lässt nun viel konkreter seine Akzente sprechen und zeigt diese in Form von einem Hauch von Keksen, präziser gesagt „Spekulatius“ und eingelegtem Obst bzw. in diesem Fall, Kirschen.

Hier hängen ganze Astgruppen aneinander, welche mit elegant platzierten, großen saftigen Blättern bestückt sind, deren nun prachtvoll offenes Werk ein farbliches Spiel von Maigrün, Farngrün bis hin zu leichten Gelbgrün-Tönen aufweist und an den zackigen Rändern, sich ein Hauch von Rotbraun-Schattierungen abzeichnet. 

1stZubereitung: 90-95° / 6-10g auf 500ml / auf 1-2 Minuten

Die Erfüllung eines Traums, passt manchmal, schlicht und einfach in eine Tasse dampfenden Tees. Hier geschieht dies auf eine solch unbeschreiblich würzig, blumig süße Art und Weise, dessen erster Tropfen jede Knospe die unser Geschmacksempfinden hat, weich und samtartig liebkost und gänzlich einnimmt. Ein blumiger Tonangeber und ein genauso tragendes süßes Konstrukt leiten dieses Geschehen, diesen Akt der Betörungen, in einer solchen Symbiose, dass man diese schlichtweg nicht von einander trennen kann. Wie ein Film legt sich dieses samtartig, weiche Gefühl über die Zunge, den Gaumen, am Ende sogar über den ganzen Mundraum und ergibt sich dabei in einem solch eigenwilligen Sein, welches zwar seltsam erscheinen mag, aber auf eine solch unbeschreibliche, wundervolle Art, die Sinne mit Küssen benetzt.

Um es am ehesten in Worte zu fassen, ließe es sich, als eine Mischung aus einem ungemein schmackhaften blumigen Parfüm beschreiben, welches zusammen mit einer ebenso blumigen Rosen-Seife, auf der Zunge verschmilzt. Nun mag der Gedanke an Seife im Mund recht eigenwillig erscheinen, doch kitzelt gerade dieser Ansatz so an unseren Geschmacksknospen, dass man glaubt, einer010201420718geschmacklichen Offenbarung beizuwohnen. Hier erkennt man auch erneut den Harz/Kiefer-Flair von einst und einen gänzlich neuen Akzent von, im Mund zerkauter Vanilleschoten, aber nur in einem Hauch dessen, was sie im eigentlichen an Stärke aufweisen könnten. Auch ein Hauch von Adstringenz führt unter all dem blumigen ihren Tanz gekonnt in Szene gesetzt auf.

Im Nachhall wird es erneut, wahrhaft interessant. Dieser erstreckt sich in einem Gefühl von Menthol, nicht dem geschmacklichen Bildnis an sich, vielmehr dem kühlenden Gefühl, welches man durch den verzehr jener Bonbons erhält. Mit diesem Gefühl der Frische auf dem Gaumen und der Zunge, bleibt ein blumiges Sein, noch eine Weile, auf den eigenen Knospen hartnäckig erhalten und wandelt bzw. kristallisiert sich nach und nach als Jasmin heraus.

2ndZubereitung: 90-95° / 6-10g auf 500ml / auf 20 Sekunden

Wo sich vielleicht noch nicht alle Knospen bis zur Gänze im ersten Akt öffnen ließen, erstrahlt nun der eigene Kannenboden in einem Meer aus Geäst, mit wundervoll länglichen Blättern. Durch diese Tatsache bestärkt, kräftigt sich auch der Geschmack nochmals in allen Anteilen, in diesen zart gelblichen Tassen und intensiviert wo es nur geht sein Aroma, in erneut ungeahnte Ausmaße. Hier kommen das Parfüm, hohe Anteile an Blumigen und ein Nachgeschmack von Seife auf der Zunge, voll auf ihre Kosten und schrauben am Stärkepegel jeden Aspekt nochmals so richtig fest an, wodurch die geschmacklichen Säfte nur so sprießen und sich über Gaumen und Zunge ergießen. Neben dem guten alten Harz und dem Kiefer, lassen sich hier die reifen Obst-Anteile noch besser dechiffrieren, welche gekonnt in Form der Himbeere, Brombeere und in einem Hauch von Kirschblüte, in Erscheinung treten.
0102014201523Der Nachgeschmack ist weitaus intensiver in diesem Akt und vor allem komplexer, als die zuerst genannte Seife. Diese tritt zwar intensiv und in Rosen-Manier auf, aber teilt sich diesen Sektor weiters mit einer leichten Brise Jasmin und einem vortrefflichen Bouquet aus Trüffel. Neben all dieser geschmacklichen Gewalt, verzeiht dieser Tropfen ungemein viel. Selbst wenn einem das Fauxpas ,im zeitlichen Sinne von sagen wir 4-5 Minuten des Ziehens, ereilt, schafft dies dem Geschmack keinen Abbruch, geschweigenden, dass es in einer penetranten Überdosis ausarten könnte. Ab dem vierten Aufguss wird es etwas säuerlicher in seiner Struktur, aber lässt dennoch kaum an Qualität nach. Somit endet auch hier die offizielle Verkostung, aber inoffiziell lässt sich dieser wahrlich köstliche Tropfen insgesamt bis an die 7 Mal aufgießen, je nach Relation Wasser:Blattmenge. Und dies sehe z.B. so aus:

WeitereZubereitung III: 90-95° / 6-10g auf 500ml / auf 30 Sekunden
Zubereitung IV: 95-100° / 6-10g auf 500ml / auf 1 Minute
Zubereitung V: 95-100° / 6-10g auf 500ml / auf 2 Minuten
~weitere bei 2 Minuten bleibend~

Fazit2.0

„Die Kunst des Tees – die Zweite“ und gleich ein „so stell ich mir einen wirklich fabelhaften Tropfen vor“ vorweg. Hier sitzt und passt einfach alles, was nur zu passen hat. Wie maßgeschneidert, von dem geschicktesten und talentiertesten Designer der Welt, liegt hier jede Nuance, jeder Aspekt, wo er zu liegen hat. Wie auch bei japanischen Sencha und vielen anderen Sorten auch, gibt es Qualitätsunterschiede von „Autsch“ bis hin zu „Grandios“, diese Knospen, sind auf jeden Fall auf der Sonnenseite, weitab schwacher Nuancen geerntet und verarbeitet worden. Hier war man meisterhaft zu Gange und so entfaltet sich auch jede Runde, die man mit diesem Blatt in seinen Tassen dreht. Ja, ja der Preis, dass ewig leidige Thema. Dieser ist mit ca. 25€ auf 50g nicht gerade ein Schnäppchen, aber guten Wein gibt es bekanntlich auch nicht im Tetrapack. Wer generell mit Taiwan Oolongs etwas anfangen kann und an ihnen seine Freude hat, wird hier hellauf begeistert sein.

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