Alishan Oolong

Aliobanner
Allgemeines2.0

Ali Shan ist eine relativ junge Gegend, wenn es um den Teeanbau geht. Die ersten Plantagen gehen hier ca. auf 1920 zurück, während damals eher in flacheren Ebenen angebaut wurde und dies zumal nur mit dem Resultat von Schwarz Tee. Doch zwischen den 1970/80ern wurde der Markt hierfür zu groß und so sattelte man auf Oolong um. Während damals das Hauptaugenmerk auf Export gelegt wurde, konsumieren in diesen Tagen am meisten lokal Ansässige ihren Oolong. Heute stammen aus dieser Gegend die mitunter erlesensten Oolong Sorten, wie auch dieser Alishan. Diese gedeihen nun nicht mehr in flachen Regionen, sondern meist auf ca. 1000-2300m Höhe, über dem Meeresspiegel. Dabei erntet man erst relativ spät im April/Mai, damit die Blätter eine gewisse Größe erreichen und sich die Öle in ihnen noch intensiver anreichern, die dann mitunter auch den finalen Geschmack definieren.

Wie sooft gibt es auch in diesem Fall viele Fälschungen, selbst aus anderen Ländern wie Vietnam oder China. Für unerfahrene Tee-Trinker wird es hier nun schwierig die Spreu vom Weizen zu trennen. Hier heißt es „Probieren, geht über Studieren“ oder noch besser ist es, wenn man einen Händler seines Vertrauens hat. Denn es ist am Ende nicht nur die Tatsache der Fälschungen, die es erschwert, den Alishan vom Rest zu separieren, sondern auch die Hochland Sorten, die allesamt meist von der selben Gattung an Strauch, in diesem Fall dem Qing Xin, abstammen.
2142014234722Als Kwok Ying von Beuningen damals in Alishan war, musste sie durch eine verlassene wilde Urwaldlandschaft, um bei unwirklichen engen Wegen, mit dem Auto endlich am Ziel anzukommen. Hier war es eine Teemeisterin im „Tea-Baking“, die sogar regelmäßig an Landeswettbewerben teilnimmt, die sie aufsuchte. Zum Glück konnte Kwok Ying die Sorten noch im Vorfeld verkosten und nach Deutschland bringen, bevor diese am Wettbewerb eingelangt waren, denn so hätte sich der Preis nachhaltig, um einiges anheben können. Ihr Mann sorgt hierbei für die Rohstoffe und bezieht diese von unterschiedlichen Teebauern, aus der gesamten Gegend.

Danach bringt er die Blätter zur „Baking-Station“ wo seine Frau sie weiterverarbeitet. Dies geschieht nicht am Stück, sondern hierfür arbeiten beide die Nacht hindurch. Denn die Blätter dürfen nicht am Stück geröstet werden, denn sonst entsteht nicht das gewisse Aroma und der Tee wäre dahin. Hier wird auf kleiner Flamme das Werk immer kurz angeröstet, dann zum abkühlen herausgenommen und danach wieder kurz angeröstet. Dieser Vorgang wird einige Male wiederholt.
2142014234934Dieser Alishan stammt aus dem Jahr 2012 und entstand im Herbst jener Tage. Dieser ist sehr grün und daher nur minimalst leicht geröstet worden. Ob dieser Aufwand und der Ruf hinter dieser Sorte, im Geschmack seine Bestimmung findet oder am Ende die Pfanne unserer Sinne nur noch Rauch sieht und schmeckt, das erfahrt ihr nur hier und jetzt, auf ZeroZen.

Trockenes-Blatt-2.0

Optisch ist hier alles beim alten Gehirn, besser gesagt gerollten Knospen. Aber ein wenig, auch wenn der Vergleich seltsam klingen mag, erinnern mich diese Oolong Knospen an Gehirne mit Wirbelsäule daran bzw. wie getrocknete Früchte. Doch egal wie man es dreht oder wendet, ob man eher ein Verfechter der schrägen Ansicht oder der „normalen“ ist, Fakt sind die Farben welche meist im selben Segment von sehr hellen gelb-grün Tönen, bis hin zu einem schon fast blau-grün angesiedelt sind. Doch die Optik geizt noch mit ihren Reizen, während der aromatische Akt sehr wohl symbolisch Haut zeigt.
2142014235738Denn hier weht eine feine, sehr frische Brise durch die eigenen Geruchssinne, auf deren unsichtbaren Flügeln ein geschmackliches Gedicht aus blumigen Anleihen alla Magnolie, Jasmin und Orchideen mit einer guten Schicht an Honig die eigenen Knospen in Wallung bringt. Doch ziehen sich hierbei nicht nur rein florale Ergüsse durch jede Windung und Biegung, denn hier trägt eine malzige Struktur ein wahres Fest an Früchten immer weiter voran, dessen Komponenten von Erdbeeren, zu sehr leichten Strukturen von Kokos reichen und weiters Düfte von Nektarinen und einen abermals dezenten Hauch von Aprikose verströmen. Kommt etwas warmer Atem dem Geschehen nahe, dann entwickelt dieses Zusammenspiel ein sehr intensives Brot-Flair.

FeuchtesBlatt2.0

Und jenes kündigt gekonnt in diesem Akt die Einleitung ein, denn hier wird es nicht nur „Brot-lastig“ in höchster Güte, sondern es geschieht etwas, dass in seiner Ausführung sehr an japanische Grün Tees erinnert, nicht wirklich im Geschmack, aber in der Aufschlüsselung der Adstringenten Nuancen. Da Brot und Adstringens ohne einander meist nicht können, das ist schon beim Oolong schon ein alter Hut, aber hier gehen sie ein wenig vom Weg ab und setzen die Karten nicht nur auf Brot, sondern hier buttrig zart, auf Käse mit Worcestershire noch dazu. Doch was wäre ein Oolong ohne die Blumen und diese duften auch hier aus dem dampfenden Geschehen hervor. Diese Woge wird dabei in einer sehr würzigen Struktur, von einem dezenten Hauch an Keks-Note begleitet, während reife Obstsorten und ein Schimmer von Zimt, diesen Akt gekonnt abrunden.
215201401559Wo zuerst die Optik typisch für jene Sorte eher zurückhaltend sich erwies, ist dies nach einem dampfenden Bad keineswegs mehr der Fall. Hier öffnen sich gleichsam eine Vielzahl großer Blätter, die wie in einem Konsortium an Geäst gebunden sind. Für mich sind jene Blätter immer wieder in ihrer voluminösen Pracht ein wahrer Hingucker.

1stZubereitung: 95° / 6g auf 250ml / auf 1 Minute

Nun erkennt man erstmals, ebenfalls am Gaumen diesen malzigen Flair, der wie ein Förderband für alle kommenden Eindrücke zu agieren scheint. Hier treibt fein säuerlich ein Gefüge voran, das haupt-tragend den Apfel inne trägt, während mit diesem, feine Scheiben von Zucchini mit von der Partie sind. Fast erinnert diese Kombination aus säuerlicher Struktur und Apfel an eine wahrhaft leichte Version dieser sauren Gummi-Apfelringe. Neben dem grünen Gemüse, schwimmt auch ein orange farbliches in Form von Kürbis in diesem Akt mit. Dies schwankt zwischen dem Gemüse und den Kürbiskernen bzw. gemischt mit Sonnenblumenkernen stetig hin und her.
21520140149Diese doch recht hellen dezent gelblichen Tassen, erhalten in abgekühlter Montur einen weitaus säuerlicheren Touch. Durch diesen Umstand kommen auch jene Obstsorten von intensivem Pfirsich und Aprikosen ans Tageslicht. Jene Nuancen werden durch einen reif süßen Hang von Weintrauben unterstützt. Dieser Flair bleibt auch am markantesten am Gaumen für eine Weile haftend, während hier die Kerne jener Trauben ebenfalls eine Rolle am Rande einnehmen.

2ndZubereitung: 95° / 6g auf 250ml / 2 Minuten

Dieser Oolong verträgt gut und gerne etwas längere Wartezeiten, bis wir ihn endlich aus der Kanne, in jene in Erwartung schwelgenden Tassen abgießen. Nun hat sich das zarte Gelb in ein weitaus intensiveres gewandelt, welches einen leichten Schimmer von Orange aufweist. Hier treten gleich zu Anfang geschmacklich die Weintrauben in den Vordergrund und teilen sich dieses Feld mit Erdbeeren und weihnachtlichen Keksen mit Zimt bestäubt.
21520140715Kühlt hier alles erneut ab, gewinnt die Erdbeere die Oberhand, aber auch eine unzählige Aufreihung von Obstschalen mit wenig Fruchtfleisch. Dabei lassen sich gekonnt und erneut Äpfel, Weintrauben, Pfirsiche, Nektarinen und sogar Birnen in jener Ausführung ausfindig machen. Ein Brot mit Kernen und einem guten Belag an Erdbeeren bildet hier den Nachklang.

WeitereZubereitung: 95° / 6g auf 250ml / 2-3 Minuten

Geschmacklich wird es hier eindeutig milder, aber in den Ausführungen der Nuancen, bleibt es in selbiger Montur. Vor allem die Weintrauben samt Kerne beziehen hier erneut mit den Erdbeeren eine wichtige Rolle. Die Adstringens die215201401028in gewissen Maßen im Hintergrund tragend für dieses Stück ist, bleibt auch hier präsent. Entweder hält man die Aufgüsse in ihren Ziehzeiten recht kurz und hat dafür einen kontinuierlich verteilten Geschmack und mehr Aufgüsse oder man21520140135lässt alles etwas länger ziehen, aber dafür hat man nur drei wahrlich kompakte Runden an Geschmack. Doch mehr als fünfmal, würde ich für diesen Oolong nicht empfehlen.

Fazit2.0

Vor allem grüne Oolongs, wie auch dieser Alishan, sind für mich immer wieder gern gesehene Gäste, in den Tassen meiner heimlichen Teegefilde. Zwar musste ich ein paar Abstriche setzen, aber im Gesamten erwies sich jenes Blatt, als sehr gekonnt und vor allem eigen in seinen Nuancen. 

Aromatisch gesehen ist dieses Blatt, besonders ab dem dampfenden Moment eine gelungene Abwechslung im gängigen Formosa-Geruchshimmel. Die gekonnt sich entfaltende Adstringens, mit seinen eher japanischen Worcestershire-Käse-Brot Anleihen, hat mir in diesem Zusammenspiel sehr zugesagt. Orchideen, Jasmin und Magnolien mit einem Touch von Honig bilden hier gekonnt den typischen grünen Oolong-Flair, während sich erfrischend Nuancen von Erdbeeren, Nektarinen, zart Aprikosen und ein Hauch Kokos hinzugesellen. Diese beiden Akte stehen bei mir ganz oben in dieser Show der Sinne.

Optisch ist es erneut eine 50/50 Situation. Denn Oolongs sind eben Oolongs. Hier spielt die Optik erst in den geöffneten Blattwerken eine bildlich imposante Rolle. Dennoch lässt sich, am satten Farbspektrum erkennen, dass man hier etwas qualitativ höherwertiges vor sich liegen hat.

Geschmacklich ist besonders der säuerliche Flair eine großartige Komponente und bildet dank der vielen Obstsorten von Erdbeeren, Pfirsichen, Aprikosen, Äpfeln, Weintrauben und Nektarinen ein wahres Fest an fruchtigen Gaumenfreuden. Was ich besonders liebe, ist dieser Keks-Flair mit Vanille und Zimt, den sehr viele dieser Sorten inne tragen. Doch am Ende, um nochmals auf die säuerlichen Akzente zu kommen, hat mir jenes zusammenwirken mit den Äpfeln am meisten zugesagt, da sich hier ein feiner Flair von sauren Apfel-Gummiringen entwickelt hat. Sehr genial.

Qualität ist hier abhängig von Mengen und zeitlichen Faktoren. Generell ist dieser Tropfen nicht so unglaublich ergiebig, wie man es meist von Oolongs dieser Art gewohnt ist, dafür ist er, wenn man sich auf etwas mehr portionierte drei Aufgüsse beschränkt, sehr geschmackvoll und gekonnt abgerundet in seiner Entfaltung.

Somit bleibt mir nur noch zu sagen, möge ein guter Tee mit euch sein und bis zum nächsten Mal auf ZeroZen.

theupshot

In this case it is very important to choose a higher dosage because it is not as fertile as Formosa Oolongs normally tend to. So keep it high and you will be rewarded with a great smorgasbord on fruity and flowery flavors like Strawberry, Nectarine, Apricots and a hint of Coconut. But like I said a floral feeling is typical and in this case well present in the form of Orchids, Jasmine and Magnolias in a very well balanced situation. After some infusion it is really a pleasure to watch the leaves in their full splendor. Two things are quite unusual in this case and these are the moments I really enjoyed the most. First there is something happening I normally very well know from Japanese green teas: This typical astringency „Worcestershire-Fresh Bread-light Cheese“ flair. But with this astringency comes something else. A lightly version of sour „Gum Apple Rings“ I am not sure if this is a familiar candy in other countries but here in Europe it is. Last but not least this Oolong was a pleasure I really enjoyed.“

2 Gedanken zu „Alishan Oolong

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